Auftaktveranstaltung der Projektwoche 2023 - Sawsan Chebli zu Gast in Marienau
Die Marienauer Projektwoche 2023 steht unter dem Motto „Schule mit Courage – WIR packen’s an!“ „Wir wollen mutig sein, nicht im Gestern verharren, wollen aktiv ein Zeichen setzen, und zwar auf vielfältige Weise - nicht nur theoretisch, sondern mit Kopf, Herz und Hand“, mit diesen Worten eröffnete Lars Humrich, Leiter der Schule Marienau, die gemeinsame Auftaktveranstaltung am Morgen des 8. Mai 2023. „Weil wir wissen möchten, was mutige Menschen zu sagen, zu teilen haben, haben wir uns heute Gäste eingeladen: Einen Gast kennt ihr bereits, sie ist Altmarienauerin und unsere Patin im Courage-Netzwerk, Yasmina Alaoui. Sie hat uns jemanden mitgebracht, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, laut zu sein, ihre Stimme für andere zu erheben, die nicht so laut sein können: Sawsan Chebli.“
Yasmina Alaoui war Teil des Wahlkampfteams von Sawsan Chebli. Die beiden verbindet u.a. das Engagement für die Themen Feminismus, Außenpolitik, die Sozialdemokratie und die Mitarbeit im Centre for Feminist Foreign Policy. Yasmina ist seit Anfang des Jahres Patin für die Schule Marienau im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Sie moderierte die Veranstaltung und leitete durch das Gespräch auf der Marienauer Bühne. Die Aufnahme in das Netzwerk war mit der Verleihung einer Tafel verbunden, die auf dem Marienauer Gelände alle Besucher:innen empfängt. Es ist keine Auszeichnung für bereits Erreichtes, es ist eine Aufforderung aktiv zu sein und zu bleiben. Deshalb haben wir diese Projektwoche dem Thema Courage gewidmet.
Sawsan Chebli wurde 1978 in Berlin geboren. Sie studierte Politikwissenschaften, war von 2016 - 2021 Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales & Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund in der Berliner Senatskanzlei. Zuvor war sie stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amtes für Außenminister Frank-Walter Steinmeier. So weit, so erfolgreich. Was ist der Anlass für den Besuch in Marienau? Sawsan Chebli hat ein Buch geschrieben, „LAUT“ ist der Titel. Sie ist laut, sie ist engagiert, sie erhebt ihre Stimme für sich und andere. Und das findet ein Echo – ein positives, und das ist wunderbar, denn sie möchte Mut machen, couragiert den eigenen Weg zu gehen und sich zu engagieren. Als Frau, als Kind von Geflüchteten, als Politikerin, als Feministin. Und auch auf diese Eigenschaften gibt es ein Echo, das allerdings häufig nicht positiv ist, und deshalb lautet der Untertitel zu „LAUT – Warum Hate Speech echte Gewalt ist und wie wir sie stoppen können“. Im Buch berichtet sie darüber, welche Erfahrungen sie als öffentliche Person gemacht hat, im Netz und auch außerhalb. „Seit meiner Zeit als Staatsekretärin nutze ich Social Media viel häufiger als zuvor. Ich möchte ja aufmerksam machen auf Projekte, Themen und Aktionen, für die ich mich einsetze. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass alles, was ich poste, kommentiert wird, oft negativ, um das neutral zu formulieren. Ich kann auch einen Post über das Wetter machen, und die Leute fallen verbal über mich her. Drohungen, Beleidigungen, Diffamierungen, Mobbing, physische Angriffe, damit sehe ich mich täglich konfrontiert. Und der Hass hat System. Mein Eindruck ist, dass er umso stärker wird, je mehr Identitäten man bedient. Ich bin eine Frau, eine Politikerin, eine Muslima, eine Feministin, Mutter, links, Sozialdemokratin, bin das Kind von Geflüchteten aus dem Libanon. Der Hass begann, als ich begann laut zu werden und sichtbar zu sein.“ Sie las Passagen aus ihrem Buch vor, berichtete von Ereignissen in ihrem Leben als öffentliche Person und von ihrer Kindheit und Jugend in Berlin als Kind von Geflüchteten. Sie gab Einblick in ihre Vita und das, was ihr wichtig ist. Sie berichtete über den ersten Shitstorm und Drohungen gegen sie, die dazu führen, dass Veranstaltungen wie diese unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden und Personenschützer Teil ihres Lebens sind. Über ihr ehrenamtliches Engagement, ihren Einsatz gegen Rassismus und Sexismus und für Feminismus und Zivilcourage. Warum sie dennoch weiter mache, fragte Yasmina stellvertretend für die Zuhörer:innen im Marienauer Festsaal. „Der Hass hat das Ziel mich mundtot zu machen, und dann hätten die Hater ihr Ziel erreicht. Deshalb mache ich weiter“, sagt Sawsan Chebli. Und Veranstaltungen wie diese machen ihr Mut. Ihr sei das Herz aufgegangen, als sie den vollen Saal mit all den Schülerinnen und Schülern betreten habe. Sie freut sich, dass Marienau als Schule und alle, die heute dabei sind, sich Zeit für sie und ihr Anliegen nehmen.
Die Marienauer Schulgemeinschaft ist Yasmina Alaoui und Sawsan Chebli sehr dankbar für diesen besonderen Besuch in Marienau. Wir wissen diesen Einsatz zu schätzen und freuen uns sehr darüber, zwei starke und mutige Frauen in unserer Mitte begrüßen zu können.