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Inside UN - Abendveranstaltung mit Dr. Ekkehard Griep

Am Mittwoch, dem 18. September hatte die Marienauer Gemeinschaft die Gelegenheit zum Dialog mit dem Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen(DGNV), Dr. Ekkehard Griep. Angesichts des wenige Tage später stattfindenden Zukunftsgipfels der Vereinten Nationen in New York hätte es wohl kaum ein aktuelleres Thema für einen Experten-Dialog in Marienau geben können.


Dr. Grieps Vita ist über viele Jahre hinweg eng mit der UN und anderen internationalen Institutionen verwoben. Neben beruflichen Stationen u.a. im Auswärtigen Amt und bei der NATO war er als internationaler Wahlbeobachter für EU und OSZE in Krisenländern im Einsatz. Er hat an verschiedenen Stellen internationale Politik mitgestaltet und mitbewegt.  „Was fällt euch denn zur UN ein?“, eröffnet Dr. Ekkehard Griep  die Dialogrunde. Begriffe wie Vetorecht im Sicherheitsrat, Blauhelme, UN-Charta, Menschenrechte, 17 SDGs, UNICEF, Internationale Sicherheit, Den Haag, Internationaler Gerichtshof (IGH) und Friedenswahrung kommen aus den Schülerreihen. Dr. Griep stellt fest, dass bei dieser Frage immer der Sicherheitsrat zuerst genannt wird. Aber warum nur? Die Antwort darauf bot den Einstieg in die Entstehungsgeschichte sowie die einzelnen Organe der UN. (...)

Unter Einbezug des aktuellen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde der Widerspruch in der Rolle von Russland als ständiges Mitglied im Sicherheitsrat mit erweitertem Vetorecht intensiv diskutiert. Ein Land aus der UNO zu werfen, wie es die Ukraine für Russland fordere, sei allerdings nicht so einfach, so Dr. Griep, denn das hieße, dass die Vereinten Nationen die Regeln ihrer eigenen Charta brechen müssten.

Die Frage, ob die Vereinten Nationen und ihre derzeitige Verfassung heute noch zeitgemäß seien, beantwortete Dr. Griep klar: Die Charta und die Verfahrenswege der Vereinten Nationen spiegeln die Situation nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Sie seien heute nicht mehr repräsentativ. Insbesondere in Krisen- und Kriegszeiten werde die Funktion des Sicherheitsrats in Frage gestellt, weil dort völkerrechtsverbindliche Beschlüsse, die im Sinne der Charta und Werte der Vereinten Nationen wären, am Veto einzelner Staaten scheitern. Deshalb gäbe es inzwischen zahlreiche Vorschläge, wie der Sicherheitsrat reformiert werden könnte. Sogar eine Abwicklung und Neugründung würde gefordert. Jedoch spiele die UN eine wichtige Rolle in den Bereichen von Entwicklungshilfe, Abrüstung, Klimaschutz, Seerechtskonvention, Menschenrechten, Bemühungen zur Bekämpfung von Pandemie, Terrorismus und Extremismus. Und: schließlich habe man bisher einen weiteren Weltkrieg verhindern können. Wichtig sei, die Mitgliedstaaten immer wieder an die Werte, die Verpflichtungen und die völkerrechtlichen Beschlüsse der UNO zu erinnern und neben der großen Politik, die unzähligen konkreten Hilfsprojekte vor Ort im Blick zu behalten.

Auch auf die besondere Rolle Deutschlands als nichtständiges Mitglied des Sicherheitsrates ging Dr. Griep ein. Deutschland sei schon sechs Mal für zwei Jahre vertreten gewesen, zuletzt 2019/2020 und habe sich für die zwei Jahresperiode 2027/28 beworben. Dafür brauche es eine 2/3 Mehrheit und müsse sich gegen weitere Bewerber durchsetzen. Dabei sei es sicherlich nicht unbeachtlich, dass die Bundesrepublik einer der größten Beitragszahler sei und auch außenpolitisch globale Herausforderungen auf sich nehme und Akzente setze. 

Wer einen Blick hinter die Kulissen der UN werfen möchte, kann dies durch die Lektüre von Dr. Grieps Buch tun: Wir sind UNO - Deutsche bei den Vereinten Nationen". Hier portraitiert der Referent die Arbeit von 50 deutschen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UN, aktive wie ehemalige. In Einzelinterviews berichten sie über ihre Tätigkeit bei den Vereinten Nationen und die Handlungsfelder der UNO. Sie erzählen von besonders prägenden Erlebnissen und geben jungen Menschen, die sich für die UN als Berufsfeld interessieren, eine Orientierung. Das Buch ist mit einer persönlichen Widmung von Herrn Dr. Griep natürlich ab sofort in der Marienauer Bibliothek zu finden.

Wir danken Herrn Dr. Griep für einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Abend, der der Marienauer Gemeinschaft ein komplexes und weltpolitisch hochbedeutsames Thema in einem angeregten Fachgespräch näher gebracht hat.