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Sozialpraktikum der 10. Klassen

Die 10. Klassen der Schule Marienau begannen in diesem Jahr etwas Neues: In der Woche vor den Herbstferien fand für sie ein einwöchiges Sozialpraktikum statt.
Es ist organisatorisch den Fächern Werte & Normen bzw. Religion zugeordnet. Bereits im September 2020 gab es eine gemeinsame Veranstaltung zur Einstimmung der 10. Klassen, als Henning Bentler von der Psychiatrischen Klinik Lüneburg in Marienau war. Er berichtete den Schüler*innen von seiner Tätigkeit als Fachkraftpfleger Psychiatrie, die er seit vielen Jahren ausübt.

Das Sozialpraktikum setzt einen klaren Kontrast zum Betriebspraktikum in Klasse 11. Natürlich sammeln die Schüler*innen durch ihre Mitarbeit auch hier Erfahrungen in der Arbeitswelt, doch ist der Fokus ein anderer: Es geht in erster Linie darum, etwas für andere zu tun. Damit knüpft das Sozialpraktikum an die Sozialen Dienste an, die es bis 2018 gab. Durch die Veränderungen, die der Wechsel zum Abitur nach 13 Jahren mit sich bringt, und organisatorische Belange bei den sozialen Trägern, entschied sich die Schule Marienau für dieses neue Format.

„Wir sind sehr froh, dass viele Einrichtungen sich trotz der besonderen Umstände in der Pandemie bereit erklärt haben, ein einwöchiges Praktikum zu ermöglichen. Es sind wertvolle Erfahrungen, die die jungen Menschen sammeln können“, sagt Florian Fiechtner, Lehrer im Fach Werte & Normen.

Mehrere Marienauer Schüler*innen waren daher vom 28. September bis 2. Oktober 2020 in Kindergärten, Kindertagesstätten, Alten- und Seniorenheimen usw. tätig. „Zu Beginn war ich mir unsicher, ob die Bewohner des Seniorenheims es ok finden, wenn ich plötzlich da bin“, berichtet Jason aus Klasse 10. „Aber dann merkte ich, wie groß die Freude bei den täglichen Besuchen ist. Jede*r hat eine eigene Geschichte, und das ist sehr spannend“. Jason begleitete eine Ergotherapeutin in einer Seniorenresidenz bei der täglichen Arbeit. Schnell seien seine anfängliche Zurückhaltung und seine Befürchtungen gewichen, vielleicht nicht willkommen zu sein. „Die Bewohner*innen haben mich ‚für voll genommen‘, dachten, ich werde jetzt fest als Arbeitskraft einsteigen. Auch von den Mitarbeiter*innen fühlte ich mich ernst genommen. Selbst wenn ich später nicht in so einem Bereich arbeiten sollte, war es eine tolle Erfahrung für mich. Es fühlt sich gut an, wenn andere einem etwas zutrauen. Es war ein positives Erleben von Verantwortung“, resümiert Jason.

Ben machte in einer Pflegeeinrichtung während des Praktikum einen „Rolli-Führerschein“, damit er die Patient*innen sicher begleiten konnte. Beeindruckt hat ihn, dass trotz aller im Alter auftauchenden Einschränkungen jeder sein ganzes Leben mitbringt und in sich trägt. „Wenn Patienten schon länger hier sind, dann sagt ihr Zimmer ganz viel über ihre Persönlichkeit aus. Seien es Bücher über verschiedene Religionen, Gemüse & Kräuter, ein Bild von einer Katze oder einfach nur Schokolade im Regal. Dadurch hat jedes Bewohner Zimmer eine andere Ausstrahlung und Atmosphäre. Was auch sehr interessant ist, dass jeder eine Geschichte hat und sie auch gerne erzählt. Das habe ich zu schätzen gelernt“, sagt Ben.

Diejenigen, die in Kindertagesstätten eingesetzt waren, berichteten davon, wie sehr sich die Kleinen über ein neues Gesicht freuten und spätestens ab dem dritten Tag gleich morgens auf sie zukamen und sie in Beschlag nahmen. „Insgesamt habe ich die Zeit hier genossen“, berichtet Polly. „Ich könnte mir dennoch nicht vorstellen in einer solchen Einrichtung (Kindergarten) zu arbeiten. Das liegt daran, dass mir es teilweise zu laut und durcheinander war. Ich bin beeindruckt von den Menschen die dort arbeiten und die Geduld haben.“